PIRATENNEST OSTERSPAI
Ein blauer Korb, eine große Liebe und ein Versprechen fürs Leben
Ich war gerade einmal sieben Jahre alt, als ich begann, eine Frau zu begleiten, über die viele Menschen in meiner kleinen Heimatstadt den Kopf schüttelten. "Merkwürdig", sagten sie. "Verrückt", flüsterten manche hinter vorgehaltener Hand. Sie trug lange, dunkle Kleidung, hatte oft Tauben auf der Schulter – und für viele wirkte sie einfach unheimlich.
Doch für mich war sie nicht die seltsame alte Frau. Für mich war sie Oma Busch.
Jeden Abend zog sie durch die Straßen und fütterte die Streunerkatzen unserer Stadt. Und ich – neugierig wie Kinder eben sind – beobachtete sie heimlich. Ich wusste selbst nicht genau, warum sie mich so faszinierte. Vielleicht war es ihr stiller Ernst, ihr liebevoller Blick für jedes noch so scheue Tier oder einfach diese ganz eigene Wärme, die sie umgab.
Eines Tages bemerkte sie mein heimliches Verfolgen. Sie drehte sich um, kam auf mich zu, lächelte – und drückte mir einen kleinen blauen Korb in die Hände. "Na dann komm mal mit", sagte sie ruhig.
Natürlich holte ich mir die Erlaubnis meiner Eltern. Für sie war Oma Busch keine merkwürdige Gestalt. Für sie war sie einfach auch nur – Oma Busch.
In dem blauen Korb waren Futter und Wasser. Und mit diesem Korb begann eine Geschichte, die mein Leben für immer prägen sollte. Nacht für Nacht zogen wir gemeinsam los – bei Regen, Wind, Schnee oder Sommersonne. Wir fütterten Katzen, sammelten verletzte Tiere ein – egal ob Igel, Vogel oder Samtpfote – und brachten sie in Sicherheit.
Oma Busch lehrte mich, was Mitgefühl wirklich bedeutet. Wie wichtig Geduld ist. Und wie viel Liebe Tiere zurückgeben können, wenn man ihnen einfach nur eine Chance gibt.
"Kind", sagte sie oft, "lass die Menschen reden. Mach das, was dich glücklich macht. Mein Glück sind die Tiere. Ich helfe ihnen – und sie helfen mir auf ihre Art zurück."
Die Jahre vergingen, und Oma Busch wurde älter, schwächer, kränker. Doch kurz vor ihrem Tod gab sie mir das mit, was bis heute mein Leitstern ist:
"Du musst denen helfen, die sich nicht selbst helfen können."
Dann schlief sie friedlich ein.
Ich werde sie nie vergessen. Und ich trage ihr Vermächtnis bis heute in meinem Herzen – und in meinen Händen. Denn ich führe weiter, was uns einst verband: Die Liebe zu den Tieren und der kleine blaue Korb, mit dem alles begann.
Ein Nest für verlorene Seelen – das Piratennest entsteht
Nachdem mein Mann und ich selbst einige Katzen aus schlechten Verhältnissen adoptiert hatten, wurde uns klar: Unsere Wohnung war zu klein. Wir brauchten Platz – für uns, für unsere Tiere, und für das, was in uns wuchs: der Wunsch, wirklich helfen zu können.
Unsere Suche endete im wunderschönen Ort Osterspai, wo wir mit offenen Armen empfangen wurden. Aus ersten Gesprächen wurden Freundschaften, und bald wurde die Idee geboren, die heute unser Herzstück ist: Das Piratennest.
Seit 2018 baut mein Mann in jeder freien Minute – neben seinem Hauptberuf – mit unermüdlichem Einsatz an unserem Nest. Alles mit eigener Kraft, ohne Unterstützung von außen, ohne Firmen, ohne staatliche Hilfe. Jeder Stein, jede Schraube, jeder Zentimeter dieses Hauses ist mit Herzblut, Schweiß und Liebe entstanden.
Unser Piratennest ist ein sicherer Hafen für in Not geratene Katzen – als Pflegestelle für Vereine, Behörden und Tierheime. Viele der Katzen, die bei uns ankommen, sind krank, scheu, unterernährt oder einfach vom Leben gezeichnet. Manche lernen bei uns zum ersten Mal, was Liebe bedeutet.
Auch trächtige Katzenmütter oder Mamas mit Neugeborenen dürfen bei uns in Ruhe gebären und ihre Jungen großziehen – geborgen, sicher, umsorgt. Manchmal sind wir auch die Ersatzeltern für mutterlose Babys. Jede kleine Seele, die zu uns kommt, wird mit Respekt, Zuwendung und Geduld empfangen.
Denn wir wissen: Jedes dieser Tiere hat ein Schicksal. Eine Geschichte. Und viel zu oft beginnt diese Geschichte mit Leid.
Hoffnung schenken – auch über Grenzen hinweg
Doch mein Herz schlägt nicht nur für Tiere in Deutschland. Seit einigen Jahren fliege ich regelmäßig nach Bulgarien – in die ärmeren Gegenden, wo die Not oft besonders groß ist. Dort helfe ich lokalen Tierschützern bei ihrer täglichen Arbeit, unterstütze Rentner mit Lebensmitteln und Futter – denn ihre kleine Rente reicht oft kaum für das Nötigste.
Denn Tierschutz kennt keine Landesgrenzen.
Urlaubsbetreuung mit Herz
Seit dem 01.06.2022 biete ich außerdem eine individuelle Urlaubsbetreuung für Katzen an. Dabei ist wichtig: In Not geratene Katzen ohne Zuhause haben immer Vorrang. Eine rechtzeitige Planung hilft uns, beidem gerecht zu werden.
Das Besondere: Jeder Cent aus der Urlaubsbetreuung fließt direkt zurück in unsere Projekte – in Kastrationen, Futterwünsche, medizinische Versorgung, Hilfe für Menschen und Tiere in Not. Auch Spielzeug, Kratzbäume oder warme Körbchen für unsere Schützlinge werden davon angeschafft.
Denn wie Oma Busch einst sagte:
"Du musst denen helfen, die sich nicht selbst helfen können."
Und genau das tun wir – mit ganzem Herzen.
Für jedes Tier, das uns braucht.
Für jede Seele, die ihren sicheren Hafen sucht.
Für die Liebe, die wir von ihnen zurückbekommen.
Seit Januar 2024 habe ich außerdem die wundervolle Aufgabe übernommen, als erste neue Vorsitzende der Koblenzer Katzenhilfe e. V. wirken zu dürfen.
Auch hier werde ich all meine Liebe, Erfahrung und Kraft hineingeben – zusammen mit einem wunderbaren Team, ohne das ein Verein niemals funktionieren könnte.
Ich freue mich auf hoffentlich viele gemeinsame Jahre, viele Pfötchen, viele gerettete Seelen – und auf das, was wir gemeinsam noch alles bewegen können.
Es ist nicht
"nur ein Tier"...
Es ist ein Herz, dass schlägt,
eine Seele,...die fühlt
und ein Leben, das leben will.
Sylvia Rassloff